Aber bitte mit Sahne: Die FED liefert, Ifo verbessert, wir feiern – Mit Angst nach oben

Carsten Brömstrup

Manche nennen es die „Everything Rally“, weil nicht nur Aktien sondern auch Anleihen, Gold und Bitcoin steigen, manche „Goldlöckchen-Hausse“. Beides scheint richtig, wenngleich nicht vollkommen. Analysten benutzen gerne die Goldlöckchen-Metapher, um einen perfekten Markt zu beschreiben: Moderates Wachstum, moderate Inflation, niedrige Zinsen. Die Metapher geht auf das englische, populäre Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären“ zurück. Dass eine Goldlöckchen-Hausse mit Hilfe von Bären umschrieben wird, mag eine Laune der Börsianer sein. Kurzum: Wir haben derzeit eine Sahnebörse. Wir gehen einige Gründe kurz durch:

Da die Geo- und Tagespolitik derzeit wenig hilft, muss mal wieder die Notenbank ran. An der Börse gelten u. a. zwei Thesen:

1)            Politische Börsen haben kurze Beine und
2)            „Stelle Dich niemals gegen die Notenbanken!“ („Never fight the FED“).

Gerade der zweite Punkt hat an Relevanz gewonnen. Trotz hartnäckiger Inflation blieb die FED nach ihrer letzten Sitzung bei der Erwartung dreier Zinssenkungen im Jahr 2024. Das ist der sogenannte „FED-Put“, die Leitzinsen bei Bedarf jederzeit senken zu können. Das sichert die Märkte gut nach unten ab (deshalb: „Put“). Des Weiteren wurden die Wachstumserwartungen für die USA im Jahr 2024 deutlich nach oben gesetzt: Von nur +1,4 Prozent auf nunmehr +2,1 Prozent. Das sind 50 Prozent mehr. Es läuft in den USA! Es tritt die erhoffte „Softe Landung der Konjunktur“ ein. Manche erwarten sogar nun ein „No Landing!“, also Wachstumsraten von annähernd 3 Prozent. Viele Jobs, gute Löhne und vor allem auch ein starker Aktienmarkt: Das macht den normalen Amerikaner glücklich und lässt ihn an der richtigen Stelle das Kreuzchen machen! Zudem könnte man vermuten – das ist aber nur meine Meinung -, die FED wolle so Joe Biden Wahlkampfhilfe leisten und vor der Wahl am 05. November ein sehr gutes Wirtschaftsumfeld liefern. FED-Chef Powell dürfte dann unter einem neu gewählten Joe Biden ziemlich sicher seinen Job behalten. Bei Donald Trump als Präsidenten mit Sicherheit nicht.  

Ein kleines Bisschen davon scheint nun auch in der deutschen Politik angekommen zu sein. Aktienrente und Wachstumschancengesetz wurden endlich in Gang gesetzt, wenn auch nur in kleinem Umfang. Zudem macht das unerwartet starke Plus beim Ifo-Geschäftsklima (87,8 Punkte nach 85,7 im Februar) Hoffnung, denn hier stimmt vor allem der Mittelstand ab. „Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont“, fasste das Ifo-Institut zusammen. Und auch der führende globale Investmentbanker von Goldman Sachs, Dan Dees, befand, dass in den deutschen Vorstandsetagen die Stimmung weit weniger düster ist, als es das öffentliche Wehklagen über den Status Deutschlands als “kranken Mann Europas” erscheinen lässt. Ebenso geht es auf Ebene des Eurolandes voran. Der richtungsweisende Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe im Euroraum ist zuletzt gestiegen und liegt nicht mehr im Rezessionsbereich. Kurzum, der dämpfende Effekt der zurückliegenden massiven Erhöhungen der Zinsen und Energiepreise beginnt nachzulassen. Dass nun auch noch hartgesottene EZB-Falken aus Deutschland und Österreich ihr Wording in Richtung Zinssenkungen ab Jahresmitte 2024 änderten, ist ein weiteres Sahnehäubchen auf den „Silberstreif am Horizont“ Europas. Die Schweiz senkte bereits ihre Leitzinsen in der letzten Woche.

Ein gutes Länderspiel macht noch keinen Europameister und so machen auch ein paar Konjunkturfünkchen noch keinen Boom. Dennoch gibt es in Summe bei vielen geopolitischen Risiken, die uns vor Euphorie bewahren auch vermehrt Gutes zu berichten. Sicherlich haben die Aktienmärkte einiges davon bereits vorweggenommen. So zeigt der Relative-Stärke-Trendindikator (siehe „RSI“ ganz unten im Chart) eine überkaufte Situation beim DAX an. Eine Konsolidierung um rund 5 Prozent wäre u. E. also wünschenswert. Andererseits sehen wir das Sahnepotenzial des Aufwärtstrendkanals bis Jahresende 2024. Das wollen wir nicht verpassen („fear of missing out.“). Auch fundamental reden wir über solide Unternehmensgewinne, wenngleich leicht nachgebend, ein DAX-KGV unter dem historischen Durchschnitt und steigende Dividendenausschüttungen.

Wir bestätigen deshalb unsere vormals getroffene Aussage: “Bei sonnigen Aussichten könnte der Dax Ende 2024 sogar bei 19.000 Punkten stehen.“ Eine Konsolidierung würden wir also aus Sicht heute für Käufe nutzen („Buy the dip“). Da wir zudem keine extreme Gier am Markt verspüren, würden wir die Maxime „Mit Angst weiter nach oben“ als passend empfinden. Wachsam, aber mutig bleiben!


„Auch der stärkste Mann schaut einmal unters Bett.“
Erich Kästner


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Newsletter vom 27. März 2024

Carsten Brömstrup – Chefanalyst
Oldenburgische Landesbank AG

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